Shehata (Adam), Das Konzept der Seele im islamischen Menschenbild. Positionen ausgewählter Koranexegeten des 11. bis 13. Jahrhunderts, Berlin, Peter Lang Verlag, ("Reihe für Osnabrücker Islamstudien ; 52") 2025, 308 p. ISBN 978-3631929407
Author
Adam Shehata ist Postdoktorand an der Interdisziplinären Forschungsstelle ‚Islam und Muslim*innen in Europa‘ an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien. Er lehrt und forscht zu islamischer Theologie, Koranexegese, Muslim Mental Health, Religionspädagogik, kalām und islamischer Philosophie.
Presentation
Seit jeher beschäftigt die Seele Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen. Auch in der islamischen Theologie wurde darüber diskutiert, ob es sie gibt, was sie ist und was sie für den Menschen bedeutet.
In diesem Buch wird das Verständnis muslimischer Gelehrter von nafs und rūḥ sowie dessen Bedeutung für ein islamisches Menschenbild beleuchtet. Der Autor untersucht, wie in den Disziplinen islamischer Philosophie, kalām und Koranexegese bis ins 11. Jahrhundert über die Seele diskutiert wurde, wobei er auch Einflüsse griechischer Philosophie aufzeigt. Sodann werden die tafsīr-Werke von al-Māwardī, Faḫr ad-Dīn ar-Rāzī und al-Bayḍāwī systematisch auf ihre Aussagen zu Themen wie Schöpfung, Lebenskraft, Persönlichkeit, Natur und Wesen der Seele, ihrem Verhältnis zum Körper sowie ihrer Position zwischen diesseitigem und jenseitigem Leben analysiert.
Damit wird ein entscheidender Abschnitt islamischer Ideengeschichte zu Seelenkonzept, Menschenbild und Menschenwürde aufgearbeitet.
Content
Table Of Contents
Cover
Titel
Copyright
Autorenangaben
Über das Buch
Zitierfähigkeit des eBooks
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Hinweise zum Text
Einleitung
Kapitel I: Theologische und linguistische Grundlagen
1.1 Sprachliche Definition von nafs und rūḥ
1.1.1 Nafs
1.1.2 Rūḥ
1.1.3 Qalb
1.2 Theologische Quelltexte: Nafs und rūḥ in Koran und Hadith
Kapitel II: Die islamisch-theologische Diskussion über nafs und rūḥ bis ins 11. Jahrhundert
2.1 Das Aufkommen der muʿtazilitischen Theologie und erster außermuslimischer Einflüsse
2.1.1 Die ersten Muʿtaziliten
2.1.2 Die Zeit großer muʿtazilitischer Theologen: Muʿammar, Abū l-Huḏayl und an-Naẓẓām
2.2 Die Graeco-Arabica-Übersetzungsbewegung und ihre Bedeutung: Ein Überblick
2.2.1 Die Übersetzungsbewegung
2.2.2 Die Rezeption griechisch-philosophischer Seelentheorien bei muslimischen Philosophen bis Ibn Sīnā
2.3 Die Schule der Ašʿariyya
2.3.1 Einführung
2.3.2 Der Mensch
2.3.3 Leben und Tod
2.3.4 Eine Einheit oder eine Vielzahl von Teilen?
2.3.5 Nafs und rūḥ bei den frühen Ašʿariten
2.4 Die Māturīdiyya
2.4.1 Die Entstehung der Māturīdiyya: Ein grober Überblick
2.4.2 Al-Māturīdī über nafs und rūḥ
2.5 Tafsīr-Werke des 8. bis 10. Jahrhunderts
2.5.1 Von Muqātil b. Sulaymān bis Abū l-Layṯ as-Samarqandī
2.5.2 Das Taʾwīlāt ahl as-sunna von al-Māturīdī
2.5.3 Das kontrastreiche Ergebnis
Kapitel III: Kurzbiographien von al-Māwardī, ar-Rāzī und al-Bayḍāwī
3.1 Al-Māwardī (364/972–450/1058)
3.1.1 Eckdaten seiner intellektuellen Biographie
3.1.2 Der historische Kontext
3.1.3 Sein Exegesewerk an-Nukat wa-l-ʿuyūn
3.2 Ar-Rāzī (544/1150–606/1210)
3.2.1 Der historische Kontext und Eckdaten seiner intellektuellen Biographie
3.2.2 Sein Exegesewerk Mafātīḥ al-ġayb oder at-Tafsīr al-kabīr
3.3 Al-Bayḍāwī (gest. zw. 685/1286 und 716/1316)
3.3.1 Eckdaten seiner intellektuellen Biographie
3.3.2 Der historische Kontext
3.3.3 Sein Exegesewerk Anwār at-tanzīl wa-asrār at-taʾwīl
Kapitel IV: Übersetzung des Kommentars von ar-Rāzī zu Vers 17:85
4.1 Abschnitt I: Die Streitfrage, die der Vers behandelt
4.2 Abschnitt II: Fragwürdige, alternative Deutungen des Wortes rūḥ in diesem Vers
4.3 Abschnitt III: Widerlegung der Materialität des menschlichen Wesens, Teil 1
4.4 Abschnitt IV: Widerlegung der Materialität des menschlichen Wesens, Teil 2
4.5 Abschnitt V: Rationale Argumente für Existenz und Immaterialität der nafs
4.6 Abschnitt VI: Belege für die Immaterialität der nafs/rūḥ aus der Offenbarung
4.7 Abschnitt VII: Die Bestätigung der Existenz und Immaterialität der nafs/rūḥ durch den Vers 17:85
Kapitel V: Konzepte und Ansichten der Exegeten des 11. bis 13. Jahrhunderts zu nafs und rūḥ
5.1 Einführende Bemerkungen zu nafs und rūḥ in den ausgewählten Exegesewerken
5.1.1 Semantische Felder der Begriffe nafs und rūḥ
5.1.2 Ungewisse und missverständliche Deutungen des Wortes nafs
5.1.3 Zur Deutung der Begriffe nafs und rūḥ als Synonyme
5.1.4 Zur Auswahl der in dieser Arbeit untersuchten Verse und Kommentarstellen
5.2 Die Schöpfung der nafs bzw. rūḥ und ihr Verbleib nach dem Tod
5.2.1 Schöpfung und Ursprung
5.2.2 Der Verbleib von nafs bzw. rūḥ nach dem Tod des Körpers
5.3 Über das Wesen von nafs und rūḥ
5.3.1 Die rūḥ und die Lebenskraft
5.3.2 Ist die nafs bzw. rūḥ der Mensch?
5.3.3 Nafs und rūḥ zwischen Materialität und Immaterialität
5.4 Über Wachsein, Schlaf und Tod
5.5 Spezifika von nafs und rūḥ
5.5.1 Die nafs bzw. rūḥ als denkendes, entscheidendes, glaubendes und handelndes Element
5.5.2 Die nafs bzw. rūḥ als Sitz der Neigungen und Emotionen
5.5.3 Die nafs bzw. rūḥ als verantwortliches und belohntes oder bestraftes Element
5.5.4 Über Ziele, Stufen und Stadien bei ar-Rāzī
5.6 Die nafs bzw. rūḥ und ihre Relation zum Körper
5.6.1 Themenbezogene Diskussionen in den drei Werken
5.6.2 Zum Dualismus
5.7 Zur Bedeutung der Konzepte von nafs und rūḥ für das Menschenbild
5.7.1 Theoretische Grundlagen
5.7.2 Nafs, rūḥ und das Menschenbild bei den drei Exegeten
Kapitel VI: Schlussbetrachtungen
6.1 Die Ergebnisse im Zusammenhang
6.2 Muslimisches Selbstverständnis im Lichte von nafs und rūḥ
6.3 Die Lesung der unterschiedlichen Meinungen im Kontext von Pluralität und Pluralismus
6.3.1 Die forschungsbezogene Ausgangslage
6.3.2 Koranexegese und Pluralismus
6.4 Ausblick
Literaturverzeichnis